Sommerlager für Aquarienfische
Dipl.-Ing. (FH) Lars Sebralla
www.lars-sebralla.de

Erschienen in Nr. 153 Juni/Juli 2000

Der Sommer mit seinen warmen Sonnentagen ist da. Die Über- und Unterwasserwelt in unseren Teichen ist erwachen und wir erwarten schon darauf, was dieses Jahr Neues an dem Biotop im eigenen Garten zu beobachten und zu erleben ist. Welche Aquarienfische werde ich wohl diesmal im Sommerlager "Teich" pflegen, wird es wieder so viele Jungfische geben, sind die Farben vielleicht noch schöner als im letzten Jahr? Viele Gedanken gehen einem seit dem Frühjahr durch den Kopf und wir warten auf die Sonnenstrahlen, die die Wassertemperatur stetig ansteigen lassen. Bevor wir beobachten und erleben können, sind jedoch einige Pflegearbeiten vorher im Teich durchzuführen.

Im Herbst wurden die Blätter der Seerose bereits entfernt, um eine Wasserbelastung durch die verrottende Blätter und Blütenreste zu verhindern. Der Einfall von Laub wurde z.B. mit einem Netz, über den Teich gespannt, weitgehend verhindert.

Im Winter schläft der Teich nicht, sondern eine große Armada von Bakterien macht sich an die Zersetzung der über den Sommer entstanden Sedimenten. Der Schlamm im Teich wird teilweise in wasserlösliche Bestandteile umgewandelt, wobei entstehende Faulgase aus dem Boden entweichen können, da sie für die Wasserbewohner giftig sein können, ein Vorgang, der übrigens das ganze Jahr über stattfindet. Damit auch im Winter der Gasaustausch sichergestellt ist, empfiehlt sich der Einsatz eines Eisfreihalters aus Styropor, da an dieser Stelle das Wasser bei Frost nicht gefriert.

Im Frühjahr, bevor die Pflanzen anfangen ihre neuen Triebe der Frühlingssonne entgegen zu strecken, muß der Teich von den abgestorbenen Pflanzenresten befreit werden, welche das Wasser sonst im Frühjahr und Sommer stark belasten würden. Mittels einer Heckenschere werden die abgestorbenen Pflanzenteile dicht über dem Wurzelansatz abgeschnitten und in den Teich gefallene Blätter und Pflanzenreste mit einem Kescher abgefischt. Diese Arbeiten sollten sehr gewissenhaft durchgeführt werden, damit uns im Sommer keine bösen Überraschungen z.B. durch einen plötzlichen starken Algenwuchs blühen.
 

Schon bei der Analge zu bechten: Flachwasserzonen und tiefe Stellen zum Abfischen

Bevor das Wasser die nötige Temperatur für die Aquarienfische erreicht hat, beginnt bereits das Leben in vollen Zügen. Die Wasserpflanzen saugen die ersten Sonnenstrahlen mit ihren saftiggrünen Blättern auf und die ersten Blüten der Sumpfdotterblume mit ihren sonnengelben Blüten signalisieren eindeutig den Frühling. Unzählige Insektenlarven schlüpfen nun aus ihren Eiern, welche im letzten Herbst ins Wasser gelegt wurden und beginnen, das Wasser mit Leben zu erfüllen. In allen Ecken und Wassertiefen beginnt es zu wuseln. Wasserkäfer aller Art entdecken bei ihren Rundflügen unseren Teich und landen mit einem kleinen Plumps im Wasser. Sofort beginnen sie den Teich nach möglichen Futtertieren abzusuchen, den Jungfischen. Im Teich befinden sich zu dieser Zeit jedoch noch keine Fische – die warten im Aquarium noch auf ihr Sommerquartier. Die Wasserkäfer nutzen die Gelegenheit, und schon bald sind ihre Larven im Teich zu beobachten, wenn sie auf Futtersuche gehen.

Die Unterwasserpflanzen zeigen auch bereits die ersten Frühlingsgefühle und treiben sattgrüne Stängelspitzen. Diese Pflanzen, wie Wasserpest und Hornkraut, bilden auch eine ideale Kinderstube für die spätere Fischbrut unser Pfleglinge.
 

Gut geeignet als Laichsubstrat: Hornkraut


Aber in dieser Kinderstube, wie auch im gesamten Teich lauern auch Gefahren. Die unterschiedlichsten Larven trachten der Fischbrut nach ihrem Leben. Libellenlarven lauern gut getarnt zwischen Pflanzen und Stängeln, um dann mit ihrem Fangwerkzeug blitzschnell den vorbeischwimmenden Jungfisch zu fangen. Käferlarven und manche Wasserkäfer selbst machen sogar jagt auf die Fischbrut, um ihren Appetit zu stillen. So sorgen sie Jahr für Jahr für eine natürliche Auslese bei den Jungfischen. Die größte Gefahr geht vom Gelbbandkäfer und seinen Larven aus. Mit seiner Größe von bis zu 4 cm ist er in der Lage, sogar ausgewachsene Fische (z.B. Bärblinge) zu fangen und zu verspeisen. Der Appetit seiner Larven ist nicht geringer.

Aber das ist die Natur, fressen und gefressen werden. Auch unsere Jungfische fressen Lebewesen aus der Unterwasserwelt. Mückenlarven, Wasserflöhe, Cyclops, Käferlarven und vieles mehr bietet der Teich seinen Fischen als Nahrung. So ist eine zusätzliche Fütterung z.B. mit Flockenfutter, unnötig.
 

Gefahr für die Fischbrut: Insektenlarven



Die Wassertemperatur fällt ab Anfang Mai nicht mehr unter 15°C und die Fische im Aquarien können langsam in ihr Sommerlager umsiedeln. Die Temperatur des Aquarienwassers sollt innerhalb von zwei bis drei Wochen langsam an die des Teichwassers angeglichen werden. Eine plötzlicher Temperaturveränderung könnte den Fischen schaden.

Dann ist es endlich so weit, der Tag der Umsiedlung vom Aquarium in den Teich ist da. Die Sonne scheint, und die Fische werden an die neuen Wasserverhältnisse gewöhnt. Dafür werden eine kleine Plastikwanne oder ein Eimer in den Teich gestellt. Ein Drittel des Gefässes ist mit Aquarienwasser gefüllt, in dem die Fische schon ungeduldig warten. Langsam und portionsweise wird nun Teichwasser in das Gefäß gegeben, bis es fast gefüllt ist. Dies dauert ca. eine Stunde. Nun können die Fische endlich in den Teich entlassen werden. Erst stehen sie verschreckt zwischen den Pflanzen und beobachten argwöhnisch ihre neue Umgebung. Nach kurzer Zeit aber beginnen sie mit deren Erkundung und fühlen sich bald heimisch. "Endlich raus aus dem engen Glaskasten" wird so mancher Fisch denken.

Der Teich ist nun voller Lebendfutter und die Fische müssen sich fühlen wie im Schlaraffenland. Bereits nach kurzer Zeit beginnen die ersten Fische mit der Balz. Je nach gewählter Fischart beginnen einige mit dem Nestbau, andere suchen sich ein Plätzchen zwischen den Unterwasserpflanzen um dort ihre Eier abzulegen. Einige Zeit später schwimmen unzählige Jungfische im Teich.

Über den ganzen Sommer hin, lassen sich die unterschiedlichsten Beobachtungen machen, die in einem Aquarium nicht möglich währen. Vor allem, wenn sich ein Fischreiher an den Teich gesellt. Dieser kann den Teichbesitzer schon zur Verzweiflung bringen. Innerhalb kurzer Abstände stößt er blitzschnell mit seinem langen Schnabel zu, um die Fische zu fangen, und anschließend verschwinden die Pfleglinge im Magen des anmutigen Vogels. Ein Schutz der Fische erfolgt z.B. mit einem Netz, das über den Teich gespannt wird. Diese Netze sind schwarz und haben eine sehr grosse Maschenweite, sie sind kaum zu sehen. Der Markt bietet aber auch sogenannte Reiherschrecks an. Diese werden an den Teich gestellt und mit der Wasserleitung verbunden. Ein Bewegungsmelder erfasst jede größere Bewegung am Teich, auch die Landung des Fischreihers. Sofort beginnt das Gerät einen Wasserstrahl über der Teich zu sprühen und verschreckt somit den Reiher. Aber nicht nur der Reiher wird verschreckt, sondern auch den Teichbesitzer, wenn er vergessen hat, den Wasserhahn zu schließen, bevor er sich dem Teich nähert.

Zum Herbst hin, wenn die Abende wieder kühler und kürzer werden und die Wassertemperaturen zu sinken beginnt, muß langsam an das Winterquartier gedacht werden. Die Zahl der Fische hat sich über den Sommer stark vermehrt. Die meisten Jungfische sind den Räubern im Teich entkommen und zu stattlichen Fischen herangewachsen. Die Aquarien müssen schon gut eingelaufen sein, bevor die Fische umziehen.

Nun beginnt die ehrenvolle Aufgabe des Abfischens der Fische im Teich. Bei der Planung solch eines Sommerlagers für Aquarienfische muss das Abfischen im Herbst unbedingt bedacht werden. Versuche, die Fische mit einem Netz alle fangen zu wollen scheitern oft kläglich. Die vielen Pflanzen bieten den Fischen einen solch guten Schutz, dass ein Fangen äußerst beschwerlich bis unmöglich werden kann. Der Teich muß eine "tiefste Stelle" besitzen, an der keine Pflanzen im Boden wachsen. Eine Seerose muß in einen Korb gepflanzt werden, wenn sie an der "tiefsten Stelle" ausgesetzt werden soll. Vor dem Abfischen wird sie daraus entfernt. Ist das Wasser wieder klar, kann mit dem Abfischen begonnen werden. Mittels eines großen Netzes oder einer Senke lassen sich einige Fische fangen, aber es ist sehr mühsam und die Ausbeute oft nicht sehr groß. Hier hilft das Absenken des Wasserstandes im Teich. Mittels einer Pumpe wird das Wasser aus dem Teich gepumpt. Die Pumpe muss mit einem Korb oder Netz versehen sein, damit keine Fische angesogen werden. Die Fische sammeln sich nun alle an der tiefsten Stelle und können bequem abgefischt werden. Bei dieser Methode werden oft alle Fische gefangen. Alle? Nein, nicht alle. Einige schaffen es jedes Jahr, der Fangaktion zu entgehen.

So geht auch dieses Jahr wieder ein Sommerlager für unsere Aquarienfische zu Ende. Die Erlebnisse aus diesem Sommer werden uns und sicher auch den Fischen lange in Erinnerung bleiben und der nächste Sommer kommt mit Sicherheit.

 

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